Das Entstehen eines Werkes - ein Überblick

March 27, 2023

Prolog

Was ist es, was einen guten Komponisten ausmacht – Ist es seine Kreativität und sein Einfallsreichtum, sind es seine Kenntnisse von den Instrumenten und Werken anderer Komponisten, oder ist es sein Wissen über die Techniken und Muster, die es braucht, um ein Stück zu komponieren?

Diese Fragebeschäftigt mich selbst immer wieder, stellt sich mir stets von neuem, wenn ich mit der Komposition einer Idee beginne. Und weil sie so zentral in meinem kreativen Prozess ist, möchte ich Sie mitnehmen auf eine Tour durch meinen musikalischen Schaffensprozess…

1.      Improvisation

Wie so oft bei Kunst, beginnt mein Kompositionsprozess gewissermaßen mit einem Brainstorming, einer musikalischen Suche nach Themen und Motiven, Harmonien und Chromatiken, die ich später einmal nutzen kann und möchte. Nur beginnt dieses Brainstorming eben nicht auf dem Papier, sondern am Klavier.  Hier verbringe ich Stunden damit einfach zuspielen, ohne Noten und Konzept, Improvisation eben. Sobald ich dann einige Motive gefunden habe beginne ich damit, diese auszuarbeiten. So bediene ich mich zum Beispiel des Thesaurus of Scales and Melodic Patterns um die wenigen Töne meiner Motive zu harmonisieren und auszugestalten und ihnen Note um Note mehr Charakter und Tiefe zu verleihen. Je weiter die Motive Formannehmen, desto mehr baue ich diese ein in eine Struktur, die später das Stück in ganzer Länge durchzieht. Manche Motive werden innerhalb dieser Strukturspäter wiederkehren und den Zuhörer erinnern, andere werden nur flüchtig erklingen und dann wieder in Vergessenheit geraten. Nach einiger Zeit wird die anfängliche Klavierimprovisation so zu einem vollständigen Stück, beginnt, eine Geschichte zu erzählen, deren Welten noch ausgestaltet werden müssen.

2.      Notation

Nachdem die erste Variante des finalen Stückes auf dem Klavier feststeht beginnt die Notation dessen, zuerst auf Papier – um die wichtigsten Details festzuhalten – und dann in Musescore.

Musescore Interface mit einem Ausschnitt einer eigenen Komposition https://musescore.org/

Hier beginnt auch die Orchestration/Instrumentation des bisher in der Klavierversion vorliegenden Stückes. Diese ist der wohl wichtigste und auch technisch-anspruchsvollste Teil des gesamten Prozesses, geht es hier nicht nur darum, passende Klangwelten zu konstruieren, sondern muss stets auch die Spielbarkeit der Instrumentenparts berücksichtigt werden. Dabei unterstützt zum einen die Software Musescore selbst (im Hinblick auf die Umsetzbarkeit von Notenhöhen), allerdings gehört dazu auch ein tieferes Wissen über die Eigenschaften der einzelnen Instrumente und Gruppen. So kann zum Beispiel jede Instrumentengruppe in unterschiedliche Tonhöhen gegliedert werden. Im Falle der Holzbläser ist zum Beispiel die Piccolo- und Querflöte im Sopranbereich zuzuordnen, die Oboen ebenfalls. Wohingegen die Klarinetten schon eher im Alt und Tenorbereich spielen und die Fagotti den Bass der Holzbläser bilden. Unabhängig dieser äußerst groben Einteilung haben aber viele der Holzblasinstrumente selber Unterteilungen in Sopran-, Alt-, Tenor- und Bass-Ausführungen (zum Beispiel die Bassklarinette).Eines der bekanntesten Bücher und mein persönlicher Favorit zum Thema Instrumentation ist das Buch the study of Orchestration von Samuel Adler.

Je mehr ich das ursprüngliche Klavierkonzept für Orchester oder jeweilige Instrumente arrangiere, desto eher kommt es vor, dass ich die alten Ideenersetze durch neue Motive und Harmonien oder ganze Passagen überdenke und neu strukturiere. So entsteht mit der Zeit die Welt in der sich die motivische und thematische Geschichte abspielt…

 

3.      Aufnahme

Wenn das Stück fertig orchestriert und notiert ist, kann es im Orchester geprobt und aufgeführt werden oder wird digital aufgenommen. Zur digitalen Aufnahme wird die Partitur in eine DAW (Digital Audio Workstation) übertragen wo ich die einzelnen Instrumentenparts dann mithilfe der BBC Symphony Orchestra VST-Library von Spitfire Audio einspiele. Dabei geht es natürlich nicht nur um die korrekte Einspielung der einzelnen Stimmen, sondern zusätzlich auch um die korrekte Abmischung und Verteilung auf die jeweiligen Stereokanäle.

Ist dieser Prozess schließlich auch beendet und die Datei im entsprechenden Medienformat(MP3, Wave, etc.) exportiert, ist die Geschichte fertig geschrieben und kann nun gehört werden.

Epilog

Was in diesen drei Schritten wohl zutiefst technisch klingen mag, ist in der Umsetzung ohne Zweifel ein einzigartiges Erlebnis – und nicht zuletzt der Grund für meine Faszination für die Komposition. Es ist die Begeisterung darüber, dass sich jedes Instrument, jedes Motiv – ja – jede Note am Ende in ein Gesamtwerk einfügt, das unvergleichbar ist und das mehr erzählt als Worte zu erzählen je fähig sind. Und doch ist diese Begeisterung verbunden mit Technik und Wissen und natürlich auch Kreativität. Ebendeshalb ist die anfängliche Frage über die wichtigste Qualität eines Komponistenwohl kaum mit einer definitiven Antwort zu beantworten, sondern muss als Konfliktbetrachtet werden, den jeder Komponist, und jeder Künstler, individuell beantworten muss und in dem überhaupt erst das großartige Potential der Kunst selbst liegt, dass sich in Werken aller Art entfaltet und diesen ihren Geistverleiht. So wird aus dieser Tour durch meinen Kompositionsprozess schlussendlich eine philosophische Fragestellung zum Inhalt und Wesen der Kunst in sich – eine Frage, die ich zur Inspiration ganz bewusst unbeantwortet lassen möchte…

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